DESIGN ? KUNST - Ist das ein Kunstwerk oder kann man das benutzen? - Diskurs 1
Die Grenzen zwischen Kunst und Design bzw. Design und Kunst sind häufig fließend. Der Künstler und Philosoph Bernhard Krug liefert in seinem Diskurs zahlreiche Beispiele von zufälligen oder geplanten Dialogen aus der Kunst / Design-Geschichte, die DESIGNLAGER in loser Reihenfolge hier vorstellt.
Diskurs Nr. 1:
Das vorliegende Beispielpaar zeigt einen Flaschentrockner, das berühmte ready made von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1914, das aus dem gewohnten Gebrauchszusammenhang herausgenommen (etwa: Weinkeller, Restaurant) und in einen neuen Zusammenhang (etwa: Galerie, Museum) gestellt wurde. Durch diesen Fondwechsel erfährt dieser ursprünglich zweckgebundene Alltagsgegenstand einen neuen Bedeutungszusammenhang, indem er zum zweckungebundenen Kunstwerk avanciert und nun andere Sichtweisen auslöst.
Das Prinzip ready made hat in der Folge nicht nur die bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts inspiriert (berühmtestes Beispiel ist natürlich Joseph Beuys), sondern auch die sogenannten angewandten Künstler bzw. Designer, die sich u.a. Fertigprodukten bedienten und unter dem Titel Halbfertig-Design neuartige Objekte entwarfen, indem die Fertigprodukte (ready mades) mit kleinen Eingriffen zu funktionierenden Möbeln gestaltet wurden. Häufig geschieht dies auch unter ironischen Vorzeichen. So auch der berühmte Einkaufswagen von Stiletto, der nach erledigtem Einkauf im Supermarkt dem Konsumenten (nun auch „erledigt“), einen sogar vergoldeten Sitzplatz / Thron („der Kunde ist König“) anbietet.